Hamburg 6 / Karolinenviertel, Dokumentarfilm,
B/R: Christian Geissler, Hajo Dudda, Lothar Janssen,
42’34“, NDR 1971, Erstsendung 26.10.1971
Im Knast kamen viele junge Männer aus bestimmten Problem-Vierteln. Eines war das Karolinenviertel. Es sollte mal abgerissen werden, ist verkommen – dieses Viertel und sein Milieu zeigt der Film: Kriminelle Halbstarke, eine wohlhabende Mutter (ihr gehören Häuser im Viertel) schickt Tochter woanders auf Schule, andere Mütter können sich nicht um Kinder kümmern, weil Geld nicht reicht und sie arbeiten müssen, es gibt aber nichts für die Kinder: Der Spielplatz wird verschlossen, keine Anreize, keine Oberschule, keine Buchhandlung, … Hierhin kehren Haftentlassene zurück.
Wer hier etwas aus sich machen will, wird gefrustet! Wird rückfällig. Der Sonderschulrektor spricht von „sozialer Vererbung“. Eine Jungarbeiter-Wohngruppe versucht, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Das Angebot der Sozialarbeit: gemeinsam an der Elbe eigene Boote fertigmachen, auf Tour gehen, im Winter in Jugendheim treffen und reden. Auf dem Boot, auf dem es auf jeden von ihnen ankommt, damit das Ganze funktioniert, fühlen sie sich wohl, aber gemeinsame Erlebnisse sind immer nur vorübergehend, die Erfahrungen werden nicht übertragen auf den Alltag: „An Land klappt das nie.“ Was sie machen würden, wenn sie machen könnten, was sie wollten? Schlafen, Ruhe haben, allein sein und mal über alles nachdenken. Das Ziel: gerne leben.
Der Film ist hervorgegangen aus den Erfahrungen und Kontakten, die die Dokumentaristen bei ihrer Arbeit „Ein Jahr Knast“ gemacht haben.