Anfrage
Fernsehspiel nach einem Roman von Christian Geissler
Regie Egon Monk, Regieassistenz Rolf Busch
76’57″, NDR 1962, Erstsendung: 15.2.1962
(zuvor als Roman 1960 bei Claasen, Neuausgabe 2023 im Verbrecher Verlag)
Ein junger Physiker – Klaus Köhler, 32 Jahre alt, so alt wie Christian Geissler 1960, als er den gleichnamigen Roman publizierte – arbeitet an einem Institut in München. Das Haus hatte früher Juden gehört – der Familie Valentin. Ein entfernter Verwandter aus den USA hat sich angekündigt. Er will sich das Haus ansehen.
Anfrage – das Buch — Anfrage – die Vorzugsausgabe
Köhler soll Herrn Prof. Fischer, den Leiter des Instituts, vertreten, denn dieser weiß nicht, wie er dem Besucher begegnen soll. Er hat damals “mitgemacht”, als die Juden verfolgt und umgebracht wurden – nur ein Sohn der Valentins, Joachim Valentin, soll überlebt haben. Der Sohn lebt wohl noch in der Stadt – unter geändertem Namen, angeblich krank geworden, verrückt, über das Verbrechen. Fischer fürchtet das Urteil des Besuchers über Leute wie ihn – er fährt auf Dienstreise.
Köhler will den überlebenden Sohn finden, ihn befragen, damit er dem Besucher aus den USA Auskunft geben kann. Köhler fragt an, will wissen, was geschehen ist und was die Nachbarn und Bekannten Valentins gewusst haben, was sie getan haben. Er muss feststellen, dass er sogar mit einem der damaligen Täter unter einem Dach wohnt – alles ganz normale Nachbarn. Wer ist es? Wie sehen Täter aus?
Als der Gast aus den USA kommt, muss er erleben, dass den die Antworten, die Köhler gefunden hat, gar nicht interessieren. So zeigt Köhler dem Gast das KZ Dachau, um erst einmal ihn aufzurütteln.
Die „Innenaufnahmen“, das Zimmer Köhlers, das Büro Fischers, des Gärtners sind sparsam inszeniert wie auf der Bühne eines Theaters. Heute sieht man – womöglich gelangweilt – „Theater im Fernsehen“. Die Sprache, die Dialoge sind wichtiger als die Bilder. Regisseur Monk (Leiter der Abteilung Fernsehspiel des NDR) hat sein Handwerk bei Brecht gelernt: Köhler tritt aus der Szene heraus und wendet sich an das Publikum. „Außenaufnahmen“ von den Straßen, Häusern, Menschen in Kneipen, lockern die Dramaturgie auf. Monk kam 1953 in die BRD, ging erst zum RIAS, dann zum NDR und war danach auch für kurze Zeit Intendant des Deutschen Schauspielhauses.
Monk hatte die Verfilmumg von „Anfrage“ zunächst an einen anderen Regisseur gegeben, doch den fertigen Film, der schon mit großem Spektakel angekündigt und in den Programmzeitschriften angekündigt war, abgesetzt. Zu den Hintergründen schreibt Michael Töteberg in seinem Nachwort zur Buchausgabe von „Schlachtvieh“ / „Kalte Zeiten“. Der Titel: „Erzählen in Bildern, Nachdenken in Worten. Zur Film- und Fernseharbeit Christian Geisslers“.