Christian-Geissler-Gesellschaft e.V.

Annäherung an eine Kleinstadt (1974)

Keine Rede von Füchsen – Annäherung an eine Kleinstadt (Mölln) Teil 1,
Sozialreport,
B/R: Christian Geissler, Hajo Dudda, Lothar Janssen, 42’53″
NDR 1974, Erstsendung 18.10.1974

Geh’ mir weg mit Politik – Annäherung an eine Kleinstadt (Mölln) Teil 2,
Sozialreport,
B/R: Christian Geissler, Hajo Dudda, Lothar Janssen,43’15″
NDR 1974, Erstsendung 29.10.1974

Das eine oder andere Problem – Annäherung an eine Kleinstadt (Mölln) Teil 3, Sozialreport,
B/R: Christian Geissler, Hajo Dudda, Lothar Janssen, 43’46″
NDR 1974, Erstsendung 1.11.1974

Dieser Film markiert die Abkehr des Teams Dudda, Geissler, Janßen von den „Randgruppen“ und die Hinwendung zur Mitte der Gesellschaft. Die dreiteilige Folge zeigt das politische Leben in der Kleinstadt Mölln. Die meisten Leute leben in Kleinstädten, deshalb das Interesse, was da los ist. Mölln: 15.000 EW, 5 Supermärkte, 5 Industriebetriebe, 5.800 Erwerbstätige, davon 500 Selbstständige, 5.300 Arbeiter und Angestellte. Interviewpartner: Sparkassenangestellter, Hotelier, Kaufhausangestellte, Berhard Fokken, Journalist der Lokalzeitung, auch der Leiter der Stadtbücherei und der Bademeister.

Damit verändert sich aber auch die Sprache: Wo Außenseiter fordernd Klarstext geredet haben, dient die Sprache einem Bürgermeister oder Politikern eher der Verschleierung. Geissler thematisiert das in den Gesprächen, das äöndert aber nichts. Die Veränderung ist für Dudda der Anlass, das Team zu verlassen.

Teil 1 Vorsicht: Kleinbürgerliche Enge, Nachbarschaft, Hilfe beim Hausbau, Zusammenhalt, über Probleme reden mit Kollegen … Was interessiert die Leute: nicht die Politik, das eigene Leben, sondern Naturfilme, Dritte Welt, und wenn schon mal was hier: Man muss schon lange warten und Geduld haben, wenn man mal einen Fuchs sehen will. Das ist interessant. Daher Titel: In diesem Film ist keine Rede von Füchsen. Der Lokalreporter bezieht Infos von oben, vom Bürgermeister, der wiederum schüchtert Bibliotheksleiter vor Filmaufnahmen gleich am Telefon ein: Er soll sich zurückhalten und vorsichtig sein. Der Reporter will auch Infos von unten, das Leben der Arbeiter zeigen. Eine begonnene Artikelserie wird nach zwei Folgen abgebrochen. Es herrscht Klima der Einschüchterung, der Vorsicht, der Absicherung nach oben. Am Ende analysiert der alte Schwimmmeister, Gewerkschafter: In den Städten sind Arbeiter klassenbewusst, in Kleinstädten sind sie Bürger.

Teil 2 Resignation: Es gibt kein Interesse der Bürger an Politik: statt dessen Gleichgültigkeit, keine Zeit, kein Wissen, wer hier gerade belügt wen, Heiße Eisen, … Eine Ratsherrenrunde beklagt das, will bei der Jugend ansetzen, Jugendliche erklären, wie ihnen das Interesse abgewöhnt wird. Der Schwimmmeister erklärt, wie Politik nicht im Rat, sondern in der Kneipe gemacht wird, wie alles fertig ist, wie wenige die Strippen ziehen und auch ihre Parteien beeinflussen. Als Beispiel geht es um die Kurbetriebe Mölln GmbH: städtische Gesellschaft zur Förderung der Kurbetriebe, ist ein Fass ohne Boden für Steuermittel. Geschäftsführer von SPD und CDU: offenkundige Verflechtung von Privatinteresse und Politik.

Teil 3 Engagement: Im Zentrum stehen drei Leute: SPD-Vors. Christian Knudsen, der schon als Geschäftsführer der Kurbetiebe in Erscheinung getreten ist. CDU-Vors. RA Jürgen Hofmann, der auch als Notar der Kurgesellschaft wichtig ist, und SPD-RA Klaus Göhring, der erst kurz in der Partei ist und nach oben will, dafür Zwietracht säht und Probleme schafft. Ein Bild von persönlichen Interessen, Mauschelein, gnadenlosen Grabenkämpfen. Bei den Kurbetrieben zieht Hofmann die Strippen und sorgt für die Entlassung von Knudsen.

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