Nürnberger Resümee – Wer Macht gewinnt – Wer den Nutzen hat – Wer ist das?
B: Christian Geissler R: Lothar Bellag, 29’33″
DFF (Fernsehen der DDR) 1966
Das Fernsehspiel wurde erstmals am 13.3.1966 im Rahmen eines „Geissler-Abends“ gemeisam mit „Ende der Anfrage“ ausgestrahlt. In einem Nachruft auf den Regisseur Lothar Bellag im Neuen Deutschland erinnert sich Peter Hoff an die „Proben zu einem Christian-Geissler-Abend »Ende der Anfrage – Nürnberger Resümee« in einem Probenstudio des Deutschen Fernsehfunks.“ (ND vom 28. 8. 2001, https://www.nd-aktuell.de/artikel/3932.er-lebte-gern.html)
Aus der Perspektive der Nürnberger Prozesse blickt der Geissler auf den Vietnam-Krieg, Notstandsgesetze und Bildungspolitik. In Nürnberg wurden Schuldige zum Tode verurteilt. Anklage im Namen des amerikanischen Volks, im Namen von Demokratie und der Moral der freien Welt. Wir wollten an die Amerikaner glauben als die Befreier der Welt, aber heute ein Hohn, bloße Ironie: Wir dachten, jetzt geht eine friedliche Entwicklung los, aber der Idealismus von 1945 war naiv: Korea, Vietnam …
Der Film münzt die Nürnberger Anklageschrift um auf Vietnam. Er nimmt die Moral der Nürnberger Prozesse ernst von Nürnberg uns kommt zu dem Schluss: Oradour und Lidice sind heute Städte in Vietnam. Außerdem stellt er die Verbindung her zu den Herrschaftssystemen, zum Grundgesetz, zum Bildungssystem: Er zeigt, wer die herrschende Klasse ist und wie sie es macht, dass das Volk vergisst, wer es herrscht. Notstandsgesetze
Das Stück ist inszeniert im Studio, mit Demos im Studio, Sprechchören, Transparenten, dazu – ganz Brechts – tritt der Erzähler nach vorne und erklärt, werden Dokumente und Bilder gezeigt. Am Ende Brecht-Zitat: Das 1000 Mal gesagte immer wieder sagen, damit es nicht einmal zu wenig gesagt wurde. Am Schluss: das Solidaritätslied von Ernst Busch.