Die Woche hat 57 Tage – Protokoll eines Ausbruchs Teil 1
Dokumentarfilm, B/R: Christian Geissler, Lothar Janssen, 28’44″,
NDR 1976, Erstsendung 15.3.1976
Die Woche hat 57 Tage – Protokoll eines Ausbruchs Teil 2
Dokumentarfilm, B/R: Christian Geissler, Lothar Janssen,
NDR 1976, Erstsendung 22.3.1976
Die Woche hat 57 Tage – Protokoll eines Ausbruchs Teil 3
Dokumentarfilm, B/R: Christian Geissler, Lothar Janssen, 28’07″
NDR 1976, Erstsendung 29.3.1976
Die Woche hat 57 Tage – Protokoll eines Ausbruchs Teil 4
Dokumentarfilm B/R: Christian Geissler, Lothar Janssen, 28’44″
NDR 1976, Erstsendung 5.4.1976
Vier Folgen über den Versuch von zwei Lübercker-Nachrichten-Redakteuren und einem Buchhalter, in Mölln und Ratzeburg eine eigene Zeitung zu gründen, die die Bürger in den Mittelpunkt stellt. Informationsfluss von unten statt von oben, Beteiligung der Leser. Bernhard Fokken kennen wir schon aus der Mölln-Reportage – dort spielt sein Bericht über die materielle Situation eines Arbeiters eine Rolle: er sollte der Beginn einer Serien sein, weitere Folgen erschienen nicht. Neben Fokken ist der Lokalreporter der Lübecker Nachrichten aus Eutin, Günther Handlüchten, dabei und der Buchhalter und Gewerkschafter Joachim Boltz. Die beiden Frauen der Redakteure haben gute Stellungen, sie tragen das Experiment mit, der Buchhalter ist ledig, trägt aber auch kaum ein Risiko, weil er in seinem Job auch wieder etwas finden würde. Für die Journalisten sieht das schon anders aus.
Folge 1: Die drei Akteure werden vorgestellt. Fokken erzählt, dass er einen lauen Job hat. Er bekommt die Presseerklärungen rein, formuliert sie um, in der Redaktion sind sie zufrieden. Die Schwierigkeiten fangen an, wenn er anfängt zu arbeiten: Recherche, Hinterfragen, Widersprüche, krumme Dinge aufdecken. Die Schwierigkeiten kommen nicht aus der Reaktion, sondern von den Ortsgrößen, die sich auf den Schlips getreten fühlen, die sich aber auf kurzem Wege durchsetzen können. Äußerungen von Chef, SPD-LV und den Ehefrauen. Schützenfest, Selbstdarstellung der herrschenden Gruppe im Ort. Perspektive von Barschel. Alle finden den Versuch gut. Interessen der Leute von unten – wunderbar. Aber Fokken erzählt, dass er jeden Unsinn mit Erfolg berichten darf, wenn er vom Landrat kommt, aber wenn eine Witwe Probleme mit dem Vermieter hat, wird sein Bericht nicht gedruckt. Probleme kommen vom Verleger, vom Chefredakteur und von den Anzeigenkunden. Hinweis vom Redaktionsleiter: Sie wollen doch auch Ihr Geld am Ende des Monats. Neue Zeitung will nur von ihren Lesern abhängig sein. Am Ende des Beitrags: Die Kündigungen ihrer alten Jobs.
Folge 2: Freunde der beiden Redakteure sind nicht eingeweiht. Sie rätseln über Gründe der Kündigung, was sie nun vorhaben. Es muss Schwierigkeiten gegeben haben, davon sind sie alle überzeugt. Fokken habe Grundsätze. Die neue Zeitung wird „Die Woche“ heißen. Kann interessant werden, sagen SPD und CDU, Familien der Redakteure führen Risikodebatte: Der Buchhalter findet immer Arbeit, wenn es schief geht, aber was machen die beiden Redakteure? Experten sehen Chancen. 30.000 DM Fördergelder haben die drei bekommen, 5.000 Exemplare drucken sie, 3000 müssen sie verkaufen, jeder 5. Haushalt in ihrem Gebiet muss eine nehmen. Sie halten das für realistisch. Am Ende Notartermin, Eintragung der neuen Firma, Büro mit Schaufenster im Wohngebiet.
Folge 3: Das Ladenlokal mit Schaufenster, aber die Leute interessiert das nicht. Auf Nachfrage, was da wohl kommen mag, vermuten sie ein neues Anzeigenblatt, das über örtliche Vergnügungen informiert. Die Redakteure suchen Verkaufsstellen für neue Zeitung – erfolgreich, aber nur, weil Kamerateam dabei ist? Vorbereitung von interner Nullnummer. Anzeigenkunden machen Schwierigkeiten, sehen aber auch Chancen in individueller Gestaltung. Redakteure reden mit Kaufhaus, Fernsehhändler, Hosenhändler und Dorfbordell, suchen auch Fürsprecher, haben Vertriebsprobleme, Sorgen, ob Leute in den Randgebieten überhaupt etwas mitbekommen. Debatte: Eine Meldung pro Woche aus jedem Dorf muss sein. Druck der ersten Ausgabe. CDU-Chef von Mölln schickt seinen Sohn, die Zeitung zu holen. Alle drei Macher fahren mit Autos los und beliefern 70 Dorfhändler in der Gegend.
Folge 4: Das Scheitern. Verkauf läuft schleppend an, Bürger bekommen es gar nicht mit, Lübecker Nachrichten informieren nicht über neues Blatt. Inhaltlich wird es brisant und die Zeitung bekommt Schwung, als sie über geheime Sanierungspläne berichtet. Jetzt schlägt die Stunde der Gegner: Im Ort beginnt Hetzjagd auf Informanten, die Lübecker Nachrichten starten Offensive mit neuem Anzeigenblatt und ziehen so die Anzeigenkunden ab. Die Zeitung kann nicht weitermachen. Als sie aufhört, finden die Leute es wirklich schade. Frage: Ward ihr zu ehrlich? Geissler untersucht aber auch eigene Verantwortung der Macher: Im Vorfeld Planungsfehler, Illusionen über ihre Leser, …