Christian-Geissler-Gesellschaft e.V.

Christian Geissler über Christian Geissler – O-Ton Collage

1997, zehn Jahre vor seinem Tod, hat Christian Geissler ein ausführliches Interview zu seinem Leben und Werk gegeben. Der folgende Text und die eingefügten Originalton-Collagen (insgesamt rund 30 Minuten) vermitteln das Bild vom Lebensweg und Werk eines beeindruckenden Menschen, Künstlers und Aktivisten. Es ist die Einladung, sich auch heute noch mit dem in jeder Hinsicht aufregenden Werk auseinanderzusetzen. Dieses Selbstbild Geisslers wird ergänzt durch die Arbeitsbiografie Geisslers, die Sabine Peters für diese Seite verfasst hat.

Ausgangspunkt

Ausgangspunkt seines Schaffens ist eine Kindheit im Nationalsozialismus. Sein Vater war in der NSDAP und drängte ihn in die Hitlerjugend, seine Mutter erlebte er „antinationalsozialistisch aus Kenntnis und aus Instinkt“.

Christian Geissler über seine Kindheit im Nationalsozialismus

Die Anfänge des Schreibens

Als Flakhelfer gehörte er zu Hitlers letztem Aufgebot und erlebte das Ende eines mörderischen Kriegs – und danach? Den Aufbau einer Wirtschaftswunderwelt, in der große und kleine alte Nazis weiterhin als respektable Nachbarn galten. Über die Verbrechen der NS-Zeit wurde geschwiegen, das sogenannte „Mitläufertum“ galt als äußerste Form der Verstrickung in Gewalt und Terror. Eingeständnis von Verantwortung und Schuld, Konsequenzen? Fehlanzeige! Der größte Teil der Deutschen hat sich am 8. Mai 1945 nicht befreit gefühlt, sondern hatte den Krieg verloren. Geissler stellte Fragen und entwickelte sich zum Kommunist.

Christian Geissler über die Anfänge seines Schreibens

Christian Geissler über die Politisierung seines Schreibens

Kommunistische Kämpfe, die Frage der Gewalt, die Verantwortung des Einzelnen und die Notwenigkeit des Kollektivs

Wer die Wirklichkeit einmal als in sich widersprüchlich erlebt und sich auf seinen eigenen Weg zu den Konsequenzen gemacht hat, konnte als Kommunist Probleme bekommen. Die Kommunistische Partei ist von oben nach unten organisiert, fordert Disziplin und Einsichten in Notwendigkeiten, auch wenn der oder die Einzelne sie nicht teilt. Und sie verhält sich oft notgedrungen taktisch. Wie weit kann oder muss sie gehen, wer trifft die Entscheidungen, wie steht es um die Verantwortung de Einzelnen? Diese Fragen ziehen sich wie ein Roter Faden durch die Romane „Das Brot mit der Feile“, „Wird Zeit, dass wir leben“ und „kamalatta“. Besonders zugespitzt wurden sie dann durch die RAF.

Christian Geissler über bewaffnete Kämpfe, die Partei und die Verantwortung des Einzelnen

Christian Geissler über die RAF

Christian Geissler über die Notwenigkeit des kommunistischen Kampfes

„kamalatta“ und die letzten Prosa-Arbeiten

Geisslers Roman „Das Brot mit der Feile“ (1973) begleitet eine Vielzahl von jungen Figuren durch die 1960er Jahre. Ihre Grunderfahrung ist Repression. Am Ende des Romans stehen die Signale auf Aufbruch und Kampf, der einen Teil Figuren in die Illegalität und den bewaffneten Kampf führt. 1988 erschien Geisslers Roman „kamalatta“. Aus der Perspektive des Scheiterns dieses Weges setzt er noch einmal alle zentralen Fragen seines Lebens und Werkes in Bewegung. Nach der „Wende“ 1989 blieben die Einsicht in die Niederlage und das Gefühl der Ohnmacht.

Christian Geissler über „kamalatta“

Christian Geissler über Ohnmachtserfahrungen nach 1989

Das Interview führte Detlef Grumbach am 28. Juni 1997.

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