Linke SchriftstellerInnen und Widerstand Anfang der 1970er Jahre
Ende der 1960er Jahre verstanden sich viele SchriftstellerInnen in der Bundesrepublik als Teil eines linken Aufbruchs und einer gesellschaftlichen Suchbewegung. Man stritt über die eigene Rolle und die richtige politische Strategie. Christian Geissler, Mitglied der KPD, war nicht mit in die DKP gegangen und positionierte sich, politisch und auch literarisch, als weiterhin solidarisch mit den Gefangenen der RAF, während andere das militante Konzept für gescheitert hielten. Gisela Elsner positionierte sich in der DKP und verfremdete ihre literarische Verarbeitung der BRD-Gesellschaft in bissigen Satiren. Die Frage nach der Verbindung von Intellektuellen und Arbeiterklasse beschäftigte beide. Vor allem Geisslers Bemühen, den Dialog mit militanten Gruppen aufrechtzuerhalten, isolierte ihn in den 1970er Jahren. Gisela Elsner konnte nicht an ihren Erfolg des Erstwerks Die Riesenzwerge (1964) anknüpfen und empfand in späteren Jahren sich selbst als „literarisch ghettoisiert“.
Wie schrieben sich Geissler und Elsner in die politischen Auseinandersetzungen Anfang der 1970er Jahre ein? Wurden sie aufgrund ihrer Positionierungen aus dem Kulturbetrieb ausgegrenzt oder gab es auch Momente der Selbstisolierung gegenüber der kritisierten Position eines „unabhängigen Intellektuellen“? Was sagen ihre politischen Positionierungen über den Zeitkontext, was darüber hinaus aus?
Als Einstieg in die Diskussion zeigen wir den Film
Altersgenossen (Buch: Christian Geissler, Regie: Hagen Müller-Stahl), HR 1969
Anschließend diskutieren Christine Künzel (TU Dresden, Internat. Gisela-Elsner-Gesellschaft), Ingo Meyer (Universität Bielefeld, Christian-Geissler-Gesellschaft) und Knud Andresen (FZH)
Kino 3001, 20. November 2018, 17-21.00 Uhr
Schanzenstraße 75 (im Hof) 20357 Hamburg
Veranstalter: Christian-Geissler-Gesellschaft, Internat. Gisela-Elsner-Gesellschaft, Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH)
Eintritt / Spende: 9 € / 6 €
Die Veranstaltungsreihe wird gefördert von der Arbeitsgemeinschaft literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie der Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg.