Christian-Geissler-Gesellschaft e.V.

kamalatta lesen – 19. November in Dortmund

Neue Coronaverordnung der Stadt Dortmund:
„Der Verwaltungsvorstand hat heute beschlossen, dass ab morgen für Veranstaltungen der Stadt Dortmund die 2G-Reglungen gelten. Alle Teilnehmer*innen ab 18 Jahre müssen einen Nachweiß einer vollständigen Impfung oder Geneseung vorlegen. Teilnehmer*innen unter 18 Jahre, bzw Personen denen eine Impfung aus medizinischen Gründen nicht empfohlen wird, müssen einen aktuellen Testnachweis vorlegen, sofern sie nicht an den regelmäßigen Schultestungen teilnehmen.
Die neuen Regelungen sind in der heutigen Pressekonferenz des Verwaltungsvorstandes kommuniziert worden. Bei Veranstaltungsankündigungen sollte auf die geänderten Bedingungen hingewiesen werden.“
Wir richten uns danach!

Dazu die Bitte, die Masken während der Veranstaltung aufzubehalten. Wir freuen uns, wenn sich auch Geimpfte vorher testen lassen!

Christian Geisslers Roman »kamalatta. romantisches fragment« (1988) war in seiner politischen und literarischen Radikalität ein Ereignis. Auf der SWR-Bestenliste kam er auf Platz 3, in Hamburg wurde er mit dem Irmgard-Heilmann-Preis ausgezeichnet, der Autor absolvierte 29 Lesungen in den ersten drei Monaten. Während Teile der Linken den Roman mit Leienschaft diskutierten, denunzierte Der Spiegel ihn als »das Buch eines Schriftstellers, der wie ein Sprecher der RAF auftritt«.

Nach »Das Brot mit der Feile« und »Wird Zeit, dass wir leben« schloss Geissler mit »kamalatta« seine sogenannte »Trilogie des Widerstands« ab. Der 600-Seiten-Roman handelt von Menschen in den 70er/80er Jahren, die sich gegen die alltäglichen Bedrohungen einer Gesellschaftsordnung wehren, die auf Ausbeutung basiert. Seine Voraussetzungen sind die Lust und die Liebe zum Leben, in einer vielstimmigen Sprache erzählt er von Kämpfen, Niederlagen, kleinen Siegen und Glück. Er fordert Orientierung und Haltung in einer widersprüchlichen Realität ein. Ein Jahr später, mit der Zeitenwende 1989, waren die äußeren Anlässe dieser literarischen Tour de Force Geschichte, doch auch »zwanzig Jahre später hat das Buch erstaunlich wenig Patina angesetzt« (FAZ).

Die Veranstaltung wird gefördert von der Arbeitsgemeinschaft literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten aus Mitteln der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien

Politische Organisationen und Perspektiven der Linken zerfielen, die DDR als Experimentierfeld für eine alternative gesellschaftliche Entwicklung verschwand von der Bildfläche. Damit und mit den Folgen eines sich „alternativlos“ entwickelnden neoliberalen Kapitalismus veränderten sich auch auf die Bedingungen engagierter, auf Veränderung gerichteter Literatur. Diese Veränderungen sind Gegenstand von Tagungen und Debatten unter den Schlagworten „Richtige Literatur im Falschen“, „Literatur in der neuen Klassengesellschaft“ oder „Literatur im politischen Kampf“. Parallel dazu forciert die Christian-Geissler-Gesellschaft eine neue Beschäftigung mit dem Werk Geisslers. Es wird höchste Zeit, diese beiden Stränge in einer lebendigen Diskussion zu vernetzen.

Das Programm

Lesung
Sabine Peters und Detlef Grumbach vermitteln in einführende Passagen aus dem Roman ein knappes Bild der Hauptfigur Proff und seiner Antagonisten.

Die Faszination Christian Geissler
Diskussion mit Pauline Pieper (Studentin, Humboldt-Universität Berlin) und Dirk Brauner (Doktorand, Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder). Moderation: Clemens Böckmann (Christian-Geissler-Gesellschaft)

– Pause –

Performance
In einer den Rahmen einer traditionellen Lesung sprengenden Form spießen Lisa Dressler, Lysann Schläfke und Clemens Böckmann zentrale Kernaussagen des Romans auf, setzen sie in Spanungsverhältnis zueinander und öffnen so mit innovativen Mitteln den Zugang zu „kamalatta“.

«kamalatta»: Relevanz – Aktualität – Kontexte
Diskussion mit Iuditha Balint (Lit.-wiss., Fritz-Hüser-Institut), Ingo Meyer (Priv.-Doz., Universität Bielefeld) und Enno Stahl (Autor & Lit.-wiss.). Moderation: Michaela Wiegand (Fritz-Hüser-Institut).

Film
«Immer nur Fahrstuhl ist blöde»
Drehbuch: Christian Geissler, Regie: Rolf Busch. 1969, 28 Min. (Über den Film)

Ende gegen 23.00

Eintritt: 8 € / 5 €

Corona

Corona 3G, mit der Bitte, die Masken während der Veranstaltung aufzubehalten. Wir feuen uns, wenn sich auch Geimpfte vorher testen lassen!

Mit dieser Veranstaltung in Dortmund kehren wir – zwar noch mit Einschränkungen – ins wirkliche Leben „nach Corona“ zurück. Wir planen die Veranstaltung nach den 3-G-Regeln, informieren aber auf dieser Website über mögliche, aktuell notwenige Änderungen bei den Corona-Maßnahmen.

Eine gemeinsame Veranstaltung mit der Fritz-Hüser-Gesellschaft, dem Rosa-Luxemburg-Club Dortmund und dem Fritz-Hüser-Institut – gefördert von der Arbeitsgemeinschaft literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten ALG aus dem Mittel der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Eintritt: 8 € / 5 €


Neu im Verbecher Verlag

Zu aktuellen Perspektiven auf den Roman „kamalatta“ haben wir deshalb im Herbst 2020 zusammen mit dem Literaturforum im Brecht-Haus in Berlin eine Tagung organisert – leider nur online: kamalatta lesen. Aktuelle Perspektiven auf Christian Geisslers „romantisches fragment“ .

Alle Infos zu unserem Tagungsband

„Immer nur Fahrstuhl …“

Das kleine Fernsehspiel „Immer nur Fahrstuhl ist blöde“ (1969) war geplant als Teil eines größeren Projekts unter dem Titel „Widersprüche“. Darin sollten Menschen gezeigt werden, deren Träume und Erwartungen an das Leben in Widerspruch mit ihrer ganzen Lebenssituation geraten und die deshalb zu einer möglichen Gefahr für die „Ordnung“ werden. Das Resümee eines „Instrukteurs“, der die geplanten Episoden im Dienst dieser „Ordnung“ zusammenhalten soll: „Die Gefahr, meine Herren, kommt weder von rechts noch von links. Sie kommt von unten.“ [Gegendert wurde damals noch nicht.]

In dieser einzigen realisierten Episode geht es um die Fahrstuhlführerin in einem Hamburger Kaufhaus. Ihre Träume führen sie in die große weite Welt, ihr Alltag ist die Enge im Bus auf dem Weg zur Arbeit, dann die in der Fahrstuhlkabine. Ein Märchenprinz taucht auf, macht Versprechungen und wird ihre Hoffnung. Doch dann muss sie doch ihren ganz speziellen eigenen Weg gehen.

Kommentare sind geschlossen.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner