Christian-Geissler-Gesellschaft e.V.

Himmelstraße (1975)

Himmelstraße, Dokumentarfilm,
B/R: Christian Geissler, Lothar Janssen, 42’17″,
NDR 1975, Erstsendung 4.3.1975

Die Himmelstraße ist benannt nach Vorbesitzerin. Geißler: „Nicht allzu viel Himmel in Sicht. Eine Straße mit Wohnungen, Läden, Kneipen und Handwerk, Arbeit und Gemütlichkeit, kein Elend, kein Luxus.“ Er nimmt vor allem alte Leute in den Fokus, die noch etwas wollen, aber das meiste schon hinter sich haben, im Zentrum steht der Schlosser Otto Martens (67), der Lehrer werden wollte, das aber nicht durfte. Er ist für den ganzen Film auch die Stimme aus dem Off – er spricht im O-Ton seine Kommentare, der Autor ist nach dem Einstieg nicht mehr präsent. Der Film erzählt von Martens, dem Tischler Otto Klopsch, einem Feinmechaniker, dessen Vater ihn nach WK I zu den Freikorps geschickt hatte, „Schwester Ilse“, die im WK I verwundete Soldarten gepflegt hat und da ihre schönste Zeit im Leben hatte (Soldaten waren so dankbar, Ärzte haben ihre Arbeit geachtet), dem Milchmann, der Probleme hat, sich auf die Zeit der Rente einzustellen, von einer 86jährrigen, die nicht ins Altersheim will, von einem Fahrradmechaniker, der seinen Laden hier hat und relativ begeistert vom Krieg erzählt: „Leben war Arbeit und Krieg, denkt man gar nicht drüber nach, jetzt weiß ich, das war Irrsinn.“ … Immer wieder Bilder der Häuser, der Straßen, von vorbeigehenden Leuten und Gruppen, die sich unterhalten: Männer beim Fahrradladen und in der Kneipe, Frauen beim Einkauf, die 86jährige in der Kneipe beim Bier. Themen: Arbeit, Arbeit, Arbeit, keine Selbstbestimmung (Väter haben das Leben bestimmt), Ausbruchversuche, und am Ende in Zentrum: Jahre um 1933, Inflation, auch Vergleiche zu Krise heute, Straßenkämpfe in der Himmelstraße. Einer war in SA und SS, dann aber raus, weil er nicht kapiert hat, dass sie Nachbarn abgeholt haben, die er als anständig: „Es musste anders werden, aber das behagte uns gar nicht.“

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