Christian-Geissler-Gesellschaft e.V.

Die eigene Geschichte: Die ersten Soldaten (1980)

Die eigene Geschichte: Die ersten Soldaten – Erfahrungen aus dem Winter 1955/56
Ein Film von Holger Bernitt, Christian Geissler, Franz J. Janssen, Heidi Moeller, Hannelore Schäfer, Walter Schultes, Kirsten Sievers, Werner Sörgel, Christian Widuch.
Länge: 43‘40“ / NDR 1979, Erstsendung 25.11.1980

Der Film aus zahlreichen Dokumentaraufnahmen aus dem Zweiten Weltkrieg und der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1956 und vier ausführlichen Gesprächen (mit zwei der ersten Soldaten und zwei Pazifist:innen) zeichnet das Bild einer widersprüchlichen Zeit.

Die Widersprüche werden gleich im Einstieg in den Film markiert: Rock’n’Roll, Tanztournier, Live-Musik und ausgeflippte junge Leute. Dort hineinmontiert: Bilder von Krieg und Zerstörung, die „Gefahr aus dem Osten“. Es folgt ein ausführliches Zitat des 1903 geborenen katholischen und ns-kritischen Schriftstellers Reinhold Schneider aus dem Jahr 1951:

„Welch unbegreiflicher Widerspruch: Verloren auf einem Stern, belastet mit der Möglichkeit, alles Leben auf diesem Stern zu vernichten, fasst die Menschheit sich dennoch nicht das Herz, an sich zu glauben und sich endlich zu einem lebendigen Bund zu schließen. Würde ein ganzes Volk den Entschluss fassen, sich nicht mehr missbrauchen zu lassen, die politische Wirklichkeit müsste diesem Entschluss Rechnung tragen. Einem Volk, das diesem Geist sich angelobt hat, kann man vertrauen, nicht versagen.“

Christian Geissler markiert die Widersprüche konkreter. Sein Text auf diverse Titelbilder des Spiegels aus dem 2. Halbjahr 1956:

Widersprüchliche Zeiten:
Innen tiefe Gedanken (Rilke) – außen der General (Adolf Heusinger)
Im Kino die Försterprinzessin (Sissy) – und im Kanzleramt der Nazi-Jurist (Hans Globke).
Und wer das alles gefährlich findet, der wird Kommunist genannt.

Im Folgenden werden Gespräche über die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik mit vier Personen geführt: Hans-Jürgen Gries, Jg. 1930, Akademikerfamilie, angebrochenes Jurastudium, Volontär bei Immobilienfirma, heute Oberstleutnant. Politische Selbstbestimmung: Vierte Partei (gemeint ist eine möglicherweise bundesweit aktive CSU). Rudolf [??], Jg. 1930, ebenfalls Soldat der ersten Stunde, Beamtenfamilie, Facharbeiter, Betriebsrat, heute Oberstleutnant. Politische Selbstbestimmung: Linksliberal. Lydia und Anton Böhm, Jahrgang 1937 und 1915, beide aus Arbeiterfamilien. Er war Soldat im 2. Weltkrieg, Betriebsrat. Sie ist Arbeiterin. Politische Selbstbestimmung: Radikaler Standpunkt der Arbeiterklasse, parteilos.

Geissler fragt die beiden Offiziere:
Warum seid ihr 1956 Soldat geworden?
Was habt ihr vorher gemacht und wie hat euer Umfeld auf eure Entscheidung reagiert?
Wie waren die ersten Tage beim Bund?Hat es eine Rolle gespielt, dass eure Offiziere Hitler gehorcht hatten?
Würdet ihr für die Sicherung von Rohstoffen heute in den Krieg ziehen? (Eine aktuelle Rede von US-Präsident Carter gab Anlass zu der Frage.)
Gibt es überhaupt Werte, für man Krieg führen und die A-Bombe einsetzen sollte?

Eingeflochten in diese Befragung ist das Gespräch mit den beiden Böhms, die beide kommunistisch und grundsätzlich gegen die Bundeswehr argumentieren. Dazu auch Bilder von Antikriegsbewegung.

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